Muckefuck

Braunschweig war Anfang des 19. Jahrhunderts das Zentrum der Zichorienkaffeeherstellung. Die geröstete und gemahlene Wurzel der Zichorie bzw. Gemeinen Wegwarte wurde zum Verdunkeln und geschmacklichen Aufwerten des dünnen Blümchen-Kaffees verwendet. Dieser war so durchscheinend, dass man das florale Muster am Tassengrund sehen konnte. Durch Zölle und in Zeiten des Krieges wurden Kaffeebohnen immer teurer, bis sich die normale Bevölkerung den puren Genuss nicht mehr leisten konnte und Alternativen suchte.

Heutzutage besteht der Kaffeeersatz nur zu einem geringen Anteil aus Zichorie. Das Gros macht Gerste, Gerstenmalz und Roggen aus. Wenn Sie den authentischen Genuss eines nur aus Zichorie gemahlenen „Muckefucks“ erleben möchten, buddeln Sie keine blauen Blumen am Wegesrand aus. Die Gemeine Wegwarte steht auf der Liste der be-drohten Pflanzenarten. Besuchen Sie stattdessen eine Apotheke, denn dort bekommen Sie die getrockneten und zerschnittenen Wurzeln.

Die Stücke in einer Pfanne ohne Fett unter ständigem Rühren rösten, bis sie dunkel-braun sind. Anschließend in einer Kaffeemühle mahlen und wie Filterkaffee zubereiten. Ob das schmeckt? Keine Ahnung, aber ich freue mich auf Ihren Bericht.

Wie es der Zufall will, ist die Gemeine Wegwarte Heilpflanze des Jahres 2020.